Grabungen
Der Schwerpunkt unserer Forschungstätigkeit liegt in archäologischen Rettungsgrabungen, deren Grundziel die Rettung von Informationen und Funden ist, welchen bei destruktiven Terraineingriffen Vernichtung droht. Die archäologische Rettungs-, eventuell Vorsprungsgrabung besteht immer aus
der Terrainarbeit und der Bearbeitung ihrer Ergebnisse in Form des Fundberichts, die entweder parallel mit der Terrainarbeit erfolgt oder ihr unmittelbar folgt. Der Aufnahme von Terrainarbeiten geht in der Regel die Vorbereitungsphase des Projekts vor.
1)
Während
der Vorbereitungsphase
wird der Umfang und Charakter der Befunde auf der gefährdeten
Fläche festgestellt. Dementsprechend wird dann der konkrete
Vorgang und die vorausgesetzten Kosten der Grabung festgelegt.
Während der Vorbereitungsphase werden alle
zugänglichen Informationen über die
gefährdete Fundstelle zusammengetragen, d.h. historische
Angaben aus Archivquellen, deren Editionen und der Fachliteratur sowie
Ergebnisse älterer archäologischer Grabungen oder
bauhistorischer Untersuchungen. Ergänzungsweise
können auch Ergebnisse der geologischen Untersuchung
für die Festlegung der Mächtigkeit anthropogener
Schichten verwendet werden. Die auf diese Weise zusamengetragenen
Informationen über die Fundstelle haben jedoch immer nur einen
Orientierungscharakter und müssen durch Sondierungen
präzisiert werden. Nach dem Überprüfen der
Baupläne wird der Grad der Gefährdung der Fundstelle
festgelegt und die so gewonnenen Informationen dienen als Unterlage
für Verhandlungen mit dem Bauherrn. |
2)
Die anspruchsvollste Phase stellt die
eigene Terrainforschung.
dar. Es handelt sich im Prinzip um den fachgemäßen
Abraum des archäologischen Terrains mit durchlaufender
Dokumentation, wobei archäologische Kontexte in dem gegebenen
Raum irreversibel untergehen. Es ist zu betonen, daß
sämtliche Funde Staatseigentum sind und der Umgang mit ihnen
durch gebührende Rechtsnormen geregelt ist. Die Grabung
bedient sich der britischen kontextuellen (stratigraphischen) Methode,
d.h. es werden schrittweise makroskopisch erfaßbare,
durchlaufend nummerierte stratigraphische Einheiten (Aushübe,
Schichten, Mauern usw., d.h. Überreste menschlicher
Aktivitäten oder natürlicher Vorgänge)
abgeräumt, aus welchen anschließend die
„Harris-Matriz“– das Diagramm
gegenseitiger stratigraphischer Verhältnisse einzelner
stratigraphischer Einheiten entsteht. Die abgenommenen Funde und
naturwissenschaftlichen Proben werden mit der Nummer der entsprechenden
stratigraphischen Einheit bezeichnet. Die Grundmethode wird in Details
den Bedingungen der konkreten Grabung angepaßt. Bei jeder
Grabung wird eine zeichnerische Dokumentation mit Lagen- und
Höhenvermessung, die schriftliche und fotografische
Dokumentation, bei besonders bedeutsamen Situationen auch eine
Videoaufnahme verfertigt. Die Dokumentationsverfahren sind in internen
Vorschriften der Gesellschaft festgelegt. |
3)
Zur grundlegenden Bearbeitung
der Ergebnisse der
Terrrainforschung gehört einerseits die Laborbehandlung der
Funde, andererseits die Auswertung sämtlicher angeschaffener
Dokumentation. Die Laborbehandlung bezieht die Reinigung der Funde und
ihre Konservierung ein, sowie die Evidenz der Funden und Proben,
eventuell deren Fachanalysen. Sie verläuft oft noch vor der
Beendigung der Terrainarbeiten, damit die Entwertung der Funde und
Proben vorgebeugt wird. Die Bearbeitung der
Terraindokumentation in Form des Fundberichts erfolgt in der Regel nach
dem Abschluß der Terrainarbeiten. Die zeichnerische und
Vermessungsdokumentation wird digitalisiert und weiter bearbeitet, die
schriftliche Dokumentation wird in eine spezielle EDV-Applikation
übertragen, die die weitere Auswertung ermöglicht; in
Digitalform wird auch die Foto- und Videodokumentation evidiert und
archiviert. Alle auf diese Weise bearbeiteten Informationen
werden in einen Fundbericht zusammengestellt, der auch die Auswertung
der Stratigraphie der Fundstelle (d.h. chronologische
Verhältnisse der festgestellten Spuren der menschlichen
Tätigkeit), das Inventarverzeichnis der Funde und den Textteil
enthält, der sowohl die Interpretation aller freigelegten
archäologischen Befunde, als auch die während der
Vorbereitungsphase beim Archivstudium gewonnenen Informationen
einbezieht. Ein sehr wichtiges Ergebnis stellen Gesamtpläne
einzelner Zeitabschnitte dar (Urzeit, 13. Jahrhundert usw.). |
4)
Die während der Grabung ausgehobenen Funde sind Staatseigentum
und nach der Laborbehandlung und der Erarbeitung des Fundberichts
werden sie in zuständigen Reginalmuseen deponiert, wo sie auch
weiterhin studiert werden können. Ein Teil der Funde wird dann
im Rahmen der Grant-Projekte durch die Mitarbeiter der Gesellschaft
selbst wissenschaftlich ausgewerter und publiziert. Alle Fundberichte
werden im Archiv unserer Gesellschaft und im Archiv des
Archäologischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der
Tschechischen Republik in Brünn aufbewahrt. |
Abbildungen stammen aus dem Buch Martin Carvers „Underneath english towns, Interpreting Urban Archaeology, London 1987, S. 131“. Sie wurden mit tschechischem Text versehen.
Stopami minulosti Kamenného Mlýna v Brně (Aneb silnicí I/42 Brno, VMO Žabovřeská I)
20. 11. 2024 Lenka Sedláčková zobrazit
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